Mit Wohnmobil und Kind quer durch Amerika
Wie ich im Beitrag „Welches Ziel und welche Reiseart“ schon beschrieben habe, ist das Wohnmobil unser absoluter Favorit, für eine Reise durch die USA mit Kindern. Als wir noch zu zweit unterwegs waren, haben wir öfters auch den klassischen Roadtrip mit Übernachtungen in Hotels und Motels unternommen. Doch das tägliche ein und auspacken, das stundenlange Fahren in einem „ganz normalen Auto“ und vor allem die Tatsache, dass wir tagsüber keine Erholungs- und Rückzugsorte haben, finden wir mit Kindern eher unpraktisch. Beim Wohnmobil haben wir unser Hotelzimmer quasi immer dabei und wir können die Fahrten beliebig oft für kleine und größere Pausen unterbrechen. Unsere Kinder finden es zudem viel schöner, unterwegs an einem Tisch zu sitzen, zu spielen, zu malen oder zu essen, während wir Kilometer um Kilometer zurücklegen. Wir haben und diesmal für eine Wohnmobil Neuwagenüberführung durch die USA entschieden.
Was ist eigentlich eine Wohnmobil Neuwagenüberführung?
Schon zweimal haben wir eine sogenannte Wohnmobil Neuwagenüberführung in den USA gemacht. Das heißt, dass wir das Wohnmobil beim Hersteller, sozusagen an der Fabrik übernommen und zu einer Vermietungsstation gebracht haben. Bei der Reise, um die es im folgenden Beitrag geht, haben wir das Fahrzeug in Indiana übernommen und sind damit nach Los Angeles gefahren. Dafür hatten wir insgesamt drei Wochen Zeit, die Route durften wir uns frei aussuchen und eine Kilometerbegrenzung gab es nicht.
Somit hatten wir zwei riesige Vorteile: Erstens haben wir ein fabrikneues Fahrzeug bekommen, also ohne Abnutzungs- und Gebrauchsspuren. Da wir auch schon reguläre, also gebrauchte, Wohnmobile gemietet haben, wussten wir das sehr zu schätzen. Zweitens fällt bei einer Neuwagenüberführung die Einwegmiete weg, die sonst richtig teuer ist. Den einzigen Nachteil will ich hier auch gleich erwähnen: Der Zeitpunkt für die Neuwagenüberführung wird vom Vermieter ziemlich eng vorgegeben – für Familien mit Schulkindern kommt sie damit fast nicht mehr in Frage.
Start Chicago – Ziel Los Angeles
Wir haben für diese Reise einen Gabelflug gebucht, Ankunft in Chicago, Rückflug von Los Angeles. Ein Wohnmobil darf man grundsätzlich nicht gleich am Anreisetag übernehmen und es macht auch wenig Sinn. Wir hätten die Möglichkeit gehabt, einen Shuttlebus vom Flughafen zum Übergabeort, der etwa drei Stunden entfernt liegt zu nehmen, haben uns aber für einen Mietwagen und damit eine individuelle Anreise entschieden. Außerdem wollen wir uns zumindest einen Tag lang die Stadt anschauen, bevor wir unser Wohnmobil in Empfang nehmen. Wir schlafen also die erste Nacht in einem Hotel in Chicago, die zweite Nacht in der Nähe der Übernahmestation in Indiana.
Wohnmobil Neuwagenüberführung in den USA – Es geht los: Irgendwo in Indiana
Um 10 Uhr dürfen wir unser Fahrzeug in Empfang nehmen, auf einem Campingplatz irgendwo in Indiana. Zum Deal gehört, dass man sich sein Wohnmobil nicht selbst aussucht, sondern es zugeteilt bekommt, je nachdem, was der Vermieter an welchen Standort überführt haben will. Da wir nur zu dritt sind, bin ich zuversichtlich, dass wir ein kleineres Modell bekommen, doch da habe ich mich geirrt. Der erste Anblick ist ein Schock: „Dieses Riesenteil?! Kannst Du das überhaupt fahren? Sollen wir lieber fragen, ob sie ein kleineres für uns haben?“ sind meine ersten Worte als wir vor dem gut zehn Meter langen Gefährt stehen. Doch der Vermieter erklärt uns lächelnd, dass im Südwesten der USA die größten Wohnmobile benötigt werden und da wir uns für Los Angeles entschieden haben, müssen wir eben genau so eines dorthin bringen.
Eine Zweizimmerwohnung auf Rädern
‚Eine Zweizimmerwohnung auf Rädern‘ fährt es mir durch den Kopf, als ich es von innen sehe. Es gibt sage und schreibe acht (!) Schlafplätze, eine Küche mit Kochinsel, die sich durch ein Slide Out noch verbreitern lässt, ebenso wie unser Schlafzimmer mit einem großen und recht komfortablen Doppelbett. Dazu eine Schlafnische mit Doppelstockbett, die uns als Spielwiese und Kofferablage dienen wird, ein Bad mit Dusche und WC, ein Ledersofa und noch ein Doppelbett im Alkoven über der Fahrerkabine. Auf die Füße treten werden wir uns jedenfalls nicht.
Wo befestigen wir den Kindersitz im Wohnmobil?
Vor der ersten Herausforderung stehen wir, als wir Billys Kindersitz befestigen wollen. Amerikanische Wohnmobile verfügen hinten nämlich nur über einen Beckengurt. Wie sollen wir unser Kind damit anschnallen? Not macht erfinderisch und so werden zwei Koffergurte kurzerhand zu Schultergurten umfunktioniert. Dem deutschen TÜV würde das vermutlich nicht reichen, wir fühlen uns damit aber zumindest etwas sicherer. Im weiteren Verlauf der Reise wird Billy auch einige Mal bei mir vorne auf dem Schoß sitzen. Denn nachdem wir am Straßenrand ein Wohnmobil gesehen haben, das wohl in einen schwereren Unfall verwickelt gewesen war, ist uns schnell klar geworden, dass kein Gurt der Welt einen retten kann, wenn von der Pappmaschee-Sperrholz-Konstruktion der Wohnkabine nichts mehr übrigbleibt und lediglich das Führerhaus eine gewisse Chance hat, seine Form zu behalten.
Eine Wohnmobil Neuwagenüberführung durch die USA: Drei Zeitzonen und 3.500 Kilometer
Nach einer kurzen Einweisung geht es auch schon los. Drei Zeitzonen und 3.500 Kilometer sind es auf direktem Weg, wir wählen aber nicht die kürzeste Route. Da es im April im Norden noch recht kühl ist, haben wir beschlossen, zunächst einmal kerzengerade gen Süden aufzubrechen. In mir kribbelt es von Kopf bis Fuß, als wir den zwölfspurigen Highway entlangfahren. Im Radio läuft ein Country Sender und ich fühle mich ein bisschen wie Lewis und Clark, die sich im Auftrag des damaligen US-Präsidenten Thomas Jefferson 1804 aufmachten, um die USA Richtung Westen bis hin zum Pazifik zu erkunden.
Sascha sieht mit seiner Cappy und einer Coladose im Getränkehalter aus wie ein echter Trucker. Allerdings macht es mich schon nervös, wenn er nur eine Hand vom Lenkrad nimmt, um einen Schluck zu trinken. „Beide Hände ans Lenkrad“ entfährt es mir, ein Satz, den Billy bald aufschnappen und ein sehr strenges Auge darauf haben wird, dass der Papa unser Riesenmobil sicher steuert.
Mit jeder Meile wird es grüner und wärmer
Indiana, Kentucky und Tennessee sind die ersten Staaten, die wir durchqueren. Und mit jedem Kilometer, den wir weiter gen Süden fahren, wird es ein bisschen wärmer und vor allem deutlich grüner. Während es Mitte April in Chicago noch um die null Grad hatte und kein Blatt an den Bäumen zu sehen war, ist es bei unserem zweiten Campingplatz in Kentucky schon richtig schön grün. Und als wir am dritten Tag in Memphis ankommen, ist es fast sommerlich.
Wir sind zu schnell und müssen entschleunigen
Weit über 1000 Kilometer haben wir in drei Tagen zurückgelegt und stellen fest – wenn wir in diesem Tempo weiterfahren, können wir das Wohnmobil in 10 Tagen statt in 21 in Los Angeles abliefern. Also heißt es langsamer werden, mehr genießen, weniger fahren, im wahrsten Sinne des Wortes entschleunigen. Auch für mich steht jetzt die erste kleine Auszeit an. Während Sascha und Billy auf einer Tour durch Graceland auf Elvis‘ Spuren wandeln, lehne ich mich am Campingplatz entspannt zurück, lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen und lese ein paar Seiten in einem Buch – herrlich!
Über den Mississippi
Nur wenige Kilometer wollen wir an diesem Tag noch fahren, aber es steht eine besonders aufregende Etappe unserer Wohnmobil Neuwagenüberführung in den USA an: Wir überqueren den Mississippi. Zwar ist es für mich nicht das erste Mal, aber immer wieder beindruckt mich dieser gewaltige Fluss aufs Neue. Wie aus unzähligen Filmen und Liedern bekannt, wälzt sich der Old Man River langsam und braun unter der Eisenbrücke gen Süden, während wir jetzt nach Westen steuern und von Tennessee nach Arkansas fahren. Ein Staat, von dem wir uns bisher kein Bild gemacht haben, der uns aber mit seiner üppig grünen Landschaft, den breiten Flüssen und tiefen Tälern mehr als begeistert.
Wir fahren mit dem Wohnmobil quer durch Amerika ohne festen Plan
Hier sind vielleicht ein paar Worte zu unserer Tourenplanung angebracht. Wir hatten uns im Vorfeld nicht wirklich festgelegt, welche Strecke wir bei unserer Wohnmobil Neuwagenüberführung durch die USA nehmen wollen. Nur eines war klar gewesen – wir wollten es warm und sonnig haben. Die nördlichen und landschaftlich wohl schönsten Routen über die Rocky Mountains kamen somit leider in Frage, ebenso wenig wie die legendäre Route 66. Also lassen wir uns von der weniger bekannten Strecke durch den Süden überraschen.
Land und Leute erleben
Da wir genug Zeit haben und so viel wie möglich vom Land sehen wollen, entscheiden wir uns meist für kleinere Highways, die auch durch Dörfer und Ortschaften führen und immer wieder hübsche Überraschungen bereithalten. Farmen, Lavendel- und Mohnblumenfelder, urige General Stores – zwar ist das alles nicht mit den beeindruckenden Kulissen der Nationalparks wie dem Grand Canyon oder Monument Valley zu vergleichen, doch hat es seinen ganz eigenen Reiz, das sogenannte „Fly Over“ – die eher unbekannte Mitte des Nordamerikanischen Kontinents – zu durchqueren. Gerade in den touristisch wenig erschlossenen Gebieten kommen wir schnell mit den Menschen ins Gespräch. Eine McDonalds Verkäuferin in Kentucky bemerkt unseren Akzent und erzählt uns, dass sie in Regenburg studiert hat.
Die Campingplätze begeistern uns immer wieder aufs Neue
Obwohl wir abseits der typischen Touristenrouten unterwegs sind, haben wir jeden Tag genügend Campingplätze zur Auswahl. Sie begeistern uns immer wieder aufs Neue. Mal sind sie klein, familiär und gemütlich, mal so groß, dass wir unsere Nachbarn nicht einmal sehen. Immer sind die Sanitäranlagen sehr sauber und gepflegt, es gibt meist Kinderwaschbecken und Duschen und wir fühlen uns als Camper richtig wohl.
Spielplätze sind die besten Kontaktbörsen
Auf einem Campingplatz in Texas treffen wir eine Familie, die lange Zeit bei der Army in Bamberg stationiert war und wir unterhalten uns ausgiebig, während unsere Kinder über den Spielplatz toben. Spielplätze, das stellen wir schnell fest, sind ohnehin eine wahnsinnig gute Gelegenheit Kontakte zu knüpfen. Der Vater eines kleinen Mädchens, das Billy in einem Naturpark immer wieder zum Spielen auffordert, erzählt uns, dass seine Frau gerade Zwillinge bekommen hat und er deshalb viel Zeit mit Hannah auf dem Spielplatz verbringt.
Auf einem anderen Spielplatz bemerken wir einen Jungen, der Billy auf Deutsch anspricht. Seine Familie kommt aus Sachsen, der Vater hat für ein Jahr an der Uni in Phoenix gearbeitet und bevor es wieder nachhause geht, wollen sie sich das Land noch ein wenig ansehen und touren deshalb mit dem Camper durch den Südwesten. An Spielgelegenheiten mangelt es Billy also keinesfalls, jeder Campingplatz hat einen Playground und auch viele Parks haben richtig tolle Spielplätze.
Wir finden unseren Rhythmus mit Kind und Wohnmobil
Wir finden einen Rhythmus auf unserer Wohnmobil Neuwagenüberführung durch die USA, der für uns wunderbar funktioniert. Nach dem Frühstück geht es raus zum Spielen und Toben oder wir schauen uns eine Sehenswürdigkeit an, am späten Vormittag brechen wir meistens auf, nach einer guten Stunde Fahrt, in der ich mit Billy oft am Tisch spiele oder male, nehmen wir uns Zeit für ein gemeinsames Mittagessen. Danach, das wissen wir, hält Billy meist für zwei bis drei Stunden Mittagsschlaf. Das funktioniert auch im Sitzen. Einzige Voraussetzung: Wir dürfen in dieser Zeit nicht anhalten. Also ist trinken – zumindest für den Fahrer – streng verboten, doch Sascha trägt es mit Fassung, zu wertvoll sind diese ruhigen Stunden, in denen wir fahren, die Umgebung in uns aufsaugen und Zeit für richtig gute Gespräche habe. Was für eine Wohltat.
Texas überrascht und begeistert uns
Nach unserem Sprint durch die ersten vier Staaten lassen wir uns in Texas richtig viel Zeit. Wir hatten uns den größten amerikanischen Bundesstaat irgendwie eintönig und langweilig vorgestellt und werde nun jeden Tag eines Besseren belehrt. Der Norden um Dallas und Fort Worth herum ist saftig grün und hügelig. Es ist Frühling und in Texas blühen die Blue Bonnets, für die dieser Staat bekannt ist. Wie blaue Teppiche erstrecken sich die Wiesen und ich höre „Cowboy take me away“ von den Chicks in Dauerschleife. „I wanna sleep on hard ground, in the comfort of your arms, on a pillow of blue bonnets, and a blanket made of stars.“
Wir verbringen die Nacht auf einem Campingplatz am See, auf dem unser einziger Nachbar mehrere hundert Meter entfernt steht. Natur pur, jedoch mit guten Sanitäranlagen, einem Picknick Table und Grillplatz, an dem wir uns das Abendbrot im Freien schmecken lassen. In Fort Worth wandern wir auf den Spuren der Western Helden und Billy darf auf einem echten Longhorn reiten. Danach schläft er drei Stunden in seinem Kinderwagen, die wir mit Eiskaffee und Milchshake in einem Straßencafé (ok, es ist Starbucks) verbringen und dabei einfach nur das Treiben um uns herum beobachten.
Besondere Momente bei der Wohnmobil Neuwagenüberführung durch die USA
Es sind diese Orte und Momente auf einer Wohnmobil Neuwagenüberführung durch die USA, die man nicht planen kann, die einfach passieren, die nicht besonders spektakulär sind und in keinem Reiseführer stehen, die uns von diesem Urlaub für immer in Erinnerung bleiben werden. Vielleicht auch, weil die kurze Auszeit dank eines Strafzettels eine recht teure werden soll – in der Stadt hätten nur Fahrzeuge mit zwei Achsen parken dürfen, wir aber haben drei. Aber das war uns die Sache Wert.
Zwischenfazit: Reisen mit Kind ist anders, aber sehr bereichernd
Überhaupt stellen wir wieder einmal fest, dass Reisen mit Kind zwar anders ist, aber in vielerlei Hinsicht außerordentlich bereichernd. So lassen sich nicht nur Kontakte zu anderen Eltern knüpfen – auch mit Campern ohne Kind kommen wir Dank Billy oft und schnell ins Gespräch.
An einem Abend in Fort Stockton (immer noch Texas), komme ich gerade von ein paar Runden im Pool zurück zu unserem Wohnmobil, doch es ist verlassen und verschlossen. Kein Sascha, kein Billy, wo sind meine Jungs hin? Auf dem Spielplatz sind sie jedenfalls nicht, an dem bin ich gerade vorbeigelaufen. Also mache ich mich auf die Suche und werde schnell fündig. Vom Esstisch unserer Nachbarn erklingt „Mama, hier bin ich.“ Da sitzen die beiden, gemeinsam mit zwei älteren Ehepaaren zusammen, vor gut gefüllten Tellern. Billy hat den Mann so interessiert beim Grillen beobachtet, dass er spontan eine Einladung für die ganze Familie ausgesprochen hat, und so lernen wir die New Mexico Küche (uns wird genau erklärt, wie sich diese von der rein mexikanischen unterscheidet) aus erster Hand kennen und bekommen sogar noch eine Portion für den nächsten Tag eingepackt.
Ein paar anstrengende Tage mit dem Wohnmobil durch die Wüste
Auf diesen letzten Abend in Texas folgen ein paar anstrengendere Tage. Nicht nur weil es ganz im Süden der USA nicht viel mehr zu sehen gibt als karge Steppe, den Grenzzaun zu Mexiko („wofür brauchen die eine Mauer?“ fragen wir uns, als wir das hohe, schwarze Ungeheuer sehen) und riesige Kuhweiden, sondern vor allem, weil wir ein Sturmgebiet durchqueren müssen. Aussteigen macht keinen Spaß, wenn man innerhalb von Sekunden Mund und Augen voller Wüstensand hat und so beschließen wir, diesen Abschnitt unserer Wohnmobil Neuwagenüberführung durch die USA so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Schnell ist jedoch relativ, da die Wetterbedingungen uns zum langsam fahren zwingen, wir aber bis zur Pazifikküste 1.600 Kilometer zurücklegen müssen.
Vier Tage fast nur auf der Straße
Vier Tage verbringen wir fast ausschließlich auf der Straße, aber überraschenderweise macht Billy das am wenigsten aus. Er sitzt die meiste Zeit auf oder neben mir und findet es spannend, wenn sich neben uns Windhosen gen Himmel schrauben. Wir singen und reden viel, spielen mit den wenigen Farben, die in der Wüste zu erkennen sind „ich sehe was, was du nicht siehst“ und essen so lange hintereinander Hamburger, bis sie uns fast zu den Ohren wieder rauskommen. Nicht nur die Landschaft scheint hier im tiefen Süden recht eintönig zu sein. Auch das Angebot an Restaurants und Fast-Food-Ketten ist es.
Auf Wüstensand folgt Farbenpracht
Doch dann folgt die Belohnung. Nach vier Tagen Eintönigkeit eröffnet sich uns die Pazifikküste in San Diego wie eine Explosion der Farben. Der Himmel und das Meer sind tiefblau, die Palmen und Wiesen saftig grün und dazwischen gibt es Blumen in den strahlendsten Farben. Ich weiß nicht, ob ich das auch so wahrnehmen würde, wenn ich nicht vier Tage lang nur beige Töne um mich herumgehabt hätte. Fast wirkt es, als hätte es genauso sein müssen, als hätte uns die Natur bewusst alle Farben eine Zeitlang vorenthalten, damit wir sie hinterher umso intensiver und bewusster wieder wahrnehmen können.
Was für ein Glücksgefühl, was für ein Erlebnis, die Unterschiedlichkeit der Landschaften so intensiv wahrnehmen zu dürfen. Es ist ein Gefühl der Ehrfurcht vor diesem unglaublich vielfältigen Land und gleichzeitig eine riesige Dankbarkeit dafür, dass ich es mit meiner Familie bereisen und es unserem Kind zeigen kann.
Eine Woche für die letzten 200 Kilometer
Nachdem wir eine große Strecke in so kurzer Zeit zurückgelegt haben, bleibt uns eine ganze Woche für die letzten 200 Kilometer unserer Wohnmobil Neuwagenüberführung durch die USA von San Diego nach Los Angeles. Zeit genug, die Schönheit der Pazifikküste in aller Ausgiebigkeit zu erkunden. Drei Tage bleiben wir in San Diego, weil uns die Stadt einfach wahnsinnig gut gefällt. Einen Tag verbringen wir am Strand von Coronado Island, die anderen beiden lassen wir uns einfach durch die Straßen und die Strandpromenade entlang treiben. Und wieder einmal stellen wir fest: Je weniger man von einem Ort erwartet, desto mehr kann er einen begeistern. Allerdings machen sich bei genauerem Hinsehen auch die Schattenseiten einer amerikanischen Großstadt bemerkbar. So erleben wir an einer Straßenbahnhaltestelle aus nächster Nähe die Festnahme eines Drogendealer, mit allem, was uns von diesen Szenen aus amerikanischen Krimiserien bekannt ist.
Baywatch lässt grüßen
Ein paar Mal übernachten wir auf unserer Weiterfahrt nach LA noch direkt am Meer und ich trinke meinen Kaffee an einem Morgen auf einem Rettungsschwimmerturm – Baywatch lässt grüßen. Wir wandern an den Traumstränden Kaliforniens entlang, lassen uns von einem Parkranger den Unterschied zwischen Seals and Seelions erklären und erkunden wunderschöne Küstenorte. Natürlich schwingt jetzt schon eine gewisse Wehmut mit, denn unser Trip neigt sich dem Ende zu.
Das Finale: Hollywood
Nur eine Station unserer Wohnmobil Neuwagenüberführung durch die USA liegt noch vor uns: Hollywood. Zuerst machen wir unsere private Sightseeing Tour durch die Wohnviertel der Stars, was Dank der großen, breiten Straßen auch mit Wohnmobil problemlos möglich ist. Auch das Parken erweist sich als Kinderspiel und so laufen wir schließlich gemeinsam den Rodeo Drive runter und mein Ohrwurm ist diesmal natürlich Roy Orbison mit ‚Pretty Woman‘. Billy findet an Beverly Hills ebenso Gefallen wie an den Landschaften, den Spielplätzen und den Wanderungen in der Natur, die hinter uns liegen. Er hüpft zwischen den Sternen am Hollywood Boulevard herum und versucht, nicht auf die Linien zu treten.
Unserem Kind scheint es egal zu sein, ob eine Sehenswürdigkeit als kinderfreundlich oder nicht eingestuft wird. Er freut sich einfach daran, mit uns unterwegs zu sein und neue Dinge zu erkunden. Und davon, das nehmen wir uns weiterhin fest vor, wollen wir ihm noch ganz viele zeigen.
Fazit:
Was wir aus unserer Wohnmobil Neuwagenüberführung durch die USA mit Kind mitnehmen
- Es ist unheimlich praktisch, seinen kompletten Haushalt mit sich herumzufahren. Essen, Trinken, Wechselklamotten und Bett sind immer nur einen Schritt entfernt. Mehr dazu, auch im Vergleich zu einem klassischen Roadtrip mit Hotelübernachtungen findet Ihr in meinem Beitrag zu verschiedenen Reisearten mit Kindern in den USA.
- Beim Fahren an einem Tisch im mobilen Wohnzimmer zu sitzen, macht viel mehr Spaß als im Auto. Wir haben viele Spiele gefunden, die auch auf wackeligen Strecken schön am Tisch zu spielen sind.
- Das Leben auf der Straße folgt eigenen Mustern. Wo fahren wir als nächstes hin, was wollen wir sehen, wo schlafen wir heute Abend? Diese Fragen beschäftigen uns den ganzen Tag, wir leben im hier und jetzt. Das ist Urlaub für den Kopf, denn es bleibt keine Zeit, um über die Arbeit oder andere Alltagssorgen nachzudenken.
- Somit ist es auch eine Erholung der anderen Art. Nein, ich habe nicht einmal ein ganzes Buch in drei Wochen gelesen. Nein, wir haben auch keine braunen Bäuche bekommen. Faul rumliegen und entspannen, wie es beim Strand- oder Hotelurlaub der Fall ist, kommt im Wohnmobil nur sehr selten vor. Wenn, dann ist es mal ein Mittagsschlaf auf einem schönen Parkplatz, dafür aber im „eigenen“ Bett.
- Kinder sind unheimlich anpassungsfähig. Wir haben von eiskalten null Grad in Chicago bis 38 Grad in Arizona alles gehabt. Sonne, Regen, Wind und Gewitter, wie wir sie noch nie zuvor erlebt haben. Dazu haben wir drei Zeitzonen durchquert. Und unser kleiner Camper (er war zu dem Zeitpunkt 2 ¾ Jahre alt) hat alles wunderbar mitgemacht.
- Neben den vielen tollen Erlebnissen, wunderschönen Landschaften und netten Bekanntschaften hat mich auf dieser Fahrt vor allem eines glücklich gemacht: Zu sehen, wie unser Kind sich ganz selbstverständlich in tagtäglich neuen Situationen zurechtfindet, ohne Berührungsängste auf fremde Menschen zugeht und das unendliche Vertrauen in uns hat, mit Mama und Papa alles meistern zu können.